„Danke, Christian!“ Eine Hommage an Christian Reichart (1685–1775)

Sonderausstellung

Christian Reichart, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Erfurter Stadtgeschichte, gilt als Begründer des modernen Erwerbsgartenbaus in Deutschland. Mit seinen Innovationen prägte er Gartenbau und Landwirtschaft, Handel, Stadtentwicklung und Kultur und legte damit das Fundament für den Ruf Erfurts als Blumenstadt. In seinem Jubiläumsjahr ist es an der Zeit, dem großen Visionär „Danke“ zu sagen, dessen Impulse bis heute nachwirken. Das Dankeschön wird zu einer offenen Einladung, innezuhalten, zu reflektieren und mit Anregungen das Deutsche Gartenbaumuseum für weitere Entdeckungen zu besuchen.

Sechs Pavillons im Stadtraum laden zu einer poetischen Annäherung an sein Werk und dessen Nachwirkungen bis in die Gegenwart ein. Jeder Pavillon greift einen zentralen Aspekt seines Wirkens auf und verbindet Historisches mit aktuellen Fragestellungen. Die Ausstellung würdigt einerseits Reicharts Lebenswerk, stellt anderseits zugleich die Frage: Was ist geblieben?

Heute werden in Erfurt kaum noch Blumenkohl und Samen im großen Stil produziert; die Blumenstadt lebt vor allem durch Parks und Grünflächen weiter. Mit der Integration heutiger Akteure wie Gärtnereien, egapark, Lehr- und Versuchszentrum, Deutsches Gartenbaumuseum zeigt die Präsentation, wie Reicharts Erbe bewahrt, weiterentwickelt und fortgeführt wird. „Danke, Christian!“ ist damit nicht nur eine historische Rückschau, sondern auch eine Einladung zum Dialog über Nachhaltigkeit, Stadtkultur und die Gegenwart des Gartenbaus in Erfurt.

Eine Ausstellung des Deutschen Gartenbaumuseums im Stadtraum Erfurt vom 12.09. bis 12.10.2025

Weitere Stationen: Vorplatz egapark Haupteingang, Vorplatz und Innenhof Deutsches Gartenbaumuseum im egapark, Gothaer Platz, Vorplatz Kakteenzucht Haage (Blumenstraße 68)

Pavillon 1 im Hirschgarten: Reichart als Visionär

Hier wird Reichart als Begründer des modernen Erwerbsgartenbaus vorgestellt. Seine revolutionären Anbaumethoden, die Einführung der Fruchtfolge und seine Schriften wie der „Land- und Gartenschatz“ verdeutlichen seine Rolle als Impuls- und freizügigen Ideengeber. Das Raumbild verknüpft Vergangenheit und Gegenwart: Eine künstlerisch inszenierte Wurzelstruktur symbolisiert das heutige Netzwerk von Institutionen, Initiativen und Menschen, die Reicharts Ideen aufnehmen und weiterentwickeln. So wird deutlich, wie tief seine Impulse in Erfurt noch verwurzelt sind und bis heute tragen.

Pavillon 2 auf dem Vorplatz des egaparks: Reichart als Händler

Mit dem Handel von hochwertigem Saatgut machte Christian Reichart Erfurt zu einem wichtigen Standort der Samenzucht. Im 18. und 19. Jahrhundert wuchs daraus eine Vielzahl von Betrieben, die den Ruf der Stadt prägten. Heute ist davon nur noch die Gärtnerei „Rose Saatzucht“ geblieben, die das Wissen um Züchtung und Vermehrung weiterführt. Das Raumbild zeigt 93 farbig gerahmte Samentütchen auf filigranen Stäben. Sie veranschaulichen die Vielfalt der Gartenpflanzen, die Reichart einst vertrieb, und stellen zugleich den Bezug zur heutigen Arbeit der Gärtnerei „Rose Saatgut“ und zum Selbstverständnis des egaparks her.

Pavillon 3 auf dem Vorplatz des Deutschen Gartenbaumuseums: Reichart als Musiker

Neben dem Gartenbau widmete sich Reichart der Musik. Er war Schüler von Johann Heinrich Buttstädt, musizierte in geselligen Kreisen, wirkte 16 Jahre ehrenamtlich als Organist der Reglerkirche und verzichtete auf seine Besoldung zugunsten Bedürftiger. Eine Klanginstallation mit Orgelmusik des Erfurter Organisten Albrecht Lobenstein macht den Pavillon zum Hörraum mit Sicht ins Grüne.

Pavillon 4 im Innenhof Deutsches Gartenbaumuseum: Reichart als Erfinder

Reicharts technische Neuerungen, etwa die Reihenhacke oder die Handegge mit eisernen Zinken, verbesserten die Effizienz des Gartenbaus erheblich. Die Installation verknüpft historische Geräte mit heutigen Werkzeugen und verdeutlicht so den bleibenden Einfluss seines Innovationsgeists.

Pavillon 5 am Gothaer Platz, Eingang egapark: Reichart als Ökologe

Im Zentrum steht die Fruchtfolge als Mittel nachhaltiger Bodennutzung. Anhand von bestückten historischen Tonröhren wird Reicharts Entwicklung der 18-gliedrige Fruchtfolge sinnbildlich präsentiert. Die Installation versinnbildlicht Prinzipien, die in der heutigen ökologischen Landwirtschaft eine zentrale Rolle spielen.

Pavillon 6 auf dem Vorplatz des Unternehmens „Kakteen Haage“: Reichart als Gärtner

Reichart kultivierte den Blumenkohl in Erfurt und entwickelte systematische Anbaumethoden. Franz Anton Haage führte diese Tradition fort und schuf mit dem „Erfurter Zwerg“ eine erfolgreiche Sorte. Neben Gemüsebau entstanden neue Zweige wie Kakteen-Haage, heute die älteste Kakteenzucht weltweit. Im Pavillon sind historische Körbe mit Blumenkohlen der „Gärtnerei Gemüse Fischer“ ausgestellt. Besucherinnen und Besucher können einen Blumenkohl erwerben und eigene Rezepte beisteuern.

Informationen

Vorstand: Ulrike Richter

Idee und Konzept: Dr. Sandra Mühlenberend

Projektassistenz: Jasmin Lorenz

Technische Leitung: Ekkehard Meerbach

Gärtnerische Impulse: Antje Lobenstein

Mitarbeit und Umsetzung: gesamtes Team des DGM (Grit Boljahn, Ash Börner, Annette Kummer, Antje Lobenstein, Jasmin Lorenz, Ekkehard Meerbach, Sandra Mühlenberend, Reik Poburski, Ulrike Richter, Doreen Ruge)

Unser großer persönlicher Dank für Rat und Unterstützung gilt Mario Binar, Eberhard Czekalla, Lutz Eberhardt Sebastian Ehrlich, Samantha Fadinger, Lars Fischer, Firma Krumholz, Ulrich Haage, Andreas Horn, Martin Krumbein, Kateryna Kvit, Chris Lange, Heike Langguth, Gunther Lettau, Albrecht Lobenstein, Andreas Mühlenberend, Christiane Nienhold, Annegret Rose, Hannah Siegmund, Marco Spangenberg, Celine Spangenberg, Sophie Wirthgen, Daniel Zugwurst, sowie dem Netzwerk „Reicharts Erben“.

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