Reicharts Erben. Exponat und Nachricht aus der Sammlung des Deutschen Gartenbaumuseums

Wir präsentieren jeden Monat Christian Reicharts außergewöhnliches Wirken und sein Erbe mit einem besonderen historischen Exponat in der Dauerausstellung. Entdecken Sie seltene Schätze und spannende Geschichten aus unserer Museumssammlung.
Büste „Christian Reichart“, Kopie der Bronzebüste der Fachschule, ehemals Ingenieurschule, für Gartenbau in Erfurt, Kerstin Stöckel (*1954), Sammlung des DGM: Inv.-Nr. 93
Christian Reichart (1685–1775) zählt zu den Pionieren des europäischen Gartenbaus. Mit Experimentierfreude und Sachverstand revolutionierte er den Erwerbsgartenbau und legte den Grundstein dafür, dass Erfurt zur international anerkannten Gartenbau- und Blumenstadt wurde. Seine vielfältigen Verdienste sind im Museum präsentiert, weniger bekannt ist jedoch, dass Reichart ein Mensch mit viel Humor war. Genau diesen Aspekt greift die Bildhauerin Kerstin Stöckel in ihrer Arbeit auf. 1985 fertigte sie im Auftrag der Stadt Erfurt eine Bronzebüste für die Ingenieurschule für Gartenbau. Die Büste zeigt Reichart in markanter Physiognomie, wobei sowohl Tatendrang als auch eine heitere Verschmitztheit in seinem Gesicht zum Ausdruck kommen. Die Künstlerin interpretierte charakteristische Züge, die aus Reicharts Schriften hervorgehen, und setzte sie in ein zugängliches und lebendiges Porträt um. Historische Darstellungen, die oft Strenge und Amtswürde betonten, verwandelte sie dabei in ein Bildnis, das Reicharts Persönlichkeit nahbar macht. Die Büste verweist durch Details wie Perücke und Hemdrüsche auf die Epoche Reicharts, wirkt jedoch in Mimik und Blick überaus lebendig. Schon deshalb, da sie speziell für die Schule angefertigt wurde, um einen freundlichen und einladenden Empfang statt mit Strenge zu bereiten. Hier offenbart sich indirekt Zeitgeschichte: In den 1980 bemühte sich die DDR-Regierung, die Jugend vermeintlich stärker einzubinden und weniger autoritär zu prägen.